Unsere Pflanzenschmiede

Liebenswerte Zwergkoniferen aus der Lüneburger Heide

Katalog zum Download

Wie entstehen Zwergkoniferen?

Entstehung und Geschichte

Zwergkoniferen oder Zwerggehölze entstehen auf verschiedene Weisen:

 

1.      

Man findet im Wald oder am natürlichen Standort Pflanzen, die anders aussehen als die üblichen, z.B. buntblättrige oder anderswüchsige (z.B. Hängeformen, auch besonders stark- oder besonders schwachwüchsige Pflanzen findet man gelegentlich.
 

Solche Pflanzen entstehen in der Regel als Sämlinge.

 

2.      

Besonders auffällige Sämlinge kann man auch in der Forstbaumschule finden. Hier wachsen viele Pflanzen auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche. Unter mehreren tausend Sämlings-pflanzen findet man in der Regel eine Pflanze heraus, die etwas anders aussieht, als die anderen. Voraussetzung ist natürlich, dass man ein Auge dafür hat.

 

3.      

Man züchtet gezielt neue Sorten, indem man zwei Pflanzen miteinander kreuzt. Obstgehölze, Gemüse- und Zierpflanzen werden so ebenso gezüchtet wie Rosen und Blumen. Bei Koniferen ist die Kreuzung weniger gebräuchlich, bei Zwergkoniferen überhaupt nicht. Zwergkoniferen bekommen erst im hohen Alter Samen, so dass sich Züchtungsergebnisse entsprechend spät (für das persönliche Erfolgserlebnis i.d.R. zu spät) einstellen.

 

4.      

Man findet einen Hexenbesen, veredelt diesen, und man hat eine neue Zwergform. Durch Hexenbesen entstehen die meisten Zwergformen. Mit dieser Form der Entstehung haben wir uns besonders beschäftigt und wollen sie daher nachfolgend näher beschreiben.

 

Was ist ein Hexenbesen?

 

Bei Hexenbesen sind grundsätzlich zwei Arten zu unterscheiden:

 

1.     Hexenbesen, die ihre Entstehung einer krankhaften Pilzinfektion (Taphrina cerasi)

oder Vireninfektion verdanken.

2.     Hexenbesen, die aus einer Knospenmutation entstanden sind.

 

Die Pilz-/ Viren-Hexenbesen sind eigentlich die Bekanntesten. Man findet sie häufig in Moorbirken, in Kirschen (Prunus avium), Eichen, Ahorn und sehr häufig in Hainbuchen. Auch in Koniferen (z.B. alle Juniperus-Arten) treten Hexenbesen dieser Art zum Teil massenhaft auf. Gelegentlich findet man auf einer Pflanze gleich mehrere Hexenbesen.

 

Diese büschelartigen Gebilde in den Bäumen sind an der Basis in der Regel sehr dicktriebig. Die Zweige werden zum Ende hin immer dünner. Viele abgestorbene Zweige sind zu finden.

Die Triebe reifen nicht aus und frieren im Winter stark zurück.

 

Das Veredeln dieser Hexenbesen zwecks Vermehrung ist wenig erfolgversprechend, weil sie entweder nicht anwachsen oder wieder normalwüchsig werden. Für den Gärtner zur Vermehrung sind Pilz-/Viren-Hexenbesen daher nicht zu gebrauchen.

 

Sehr viel interessanter sind in dieser Hinsicht Hexenbesen, die aus Knospenmutation entstanden sind. Die Veränderung entsteht in der Knospe. Der Wuchs ist stark verringert, die Triebe sind sehr stark verdickt, und es bilden sich zahlreiche Knospen. Nach mehreren Jahren entsteht ein kleines, büschelartiges Gebilde, das im Bereich der Entstehungsknospe immer eine starke Verdickung aufweist. Wir nennen dies einen "echten Hexenbesen".

 

Der Hexenbesen hat selten Ähnlichkeit mit der Pflanze, auf der er sich befindet. Die Nadeln können ganz anders sein (dicker oder dünner, länger oder kürzer, rund benadelt oder flach benadelt) auch die Farbe ist gelegentlich anders.

 

Wenn wir mehrere Hexenbesen von einer Art finden, dann gleicht keiner dem anderen. Auch die Wuchsstärke ist sehr unterschiedlich. Von (relativ) starkwüchsig bis sehr schwachwüchsig (mit nur wenigen Millimetern Jahrestrieb) gibt es jeden Übergang. Diese “echten Hexenbesen” treten nur sehr selten auf und sind insofern durchaus als Besonderheit zu bezeichnen.

 

Abergläubische Menschen verbinden mit Hexenbesen unheimliche Vorstellungen, wie etwa:

 

· wo sich ein Hexenbesen im Garten befindet, steht Unglück ins Haus, oder

· wer unter einem Hexenbesen schläft, steht nicht wieder auf

 

In Südtirol befindet sich seit Jahrhunderten ein Hexenbesen bei Maria Saal. Der Hexenbesen wächst mitten in einer Waldlichtung auf einer stattlichen, mit einem Kruzifix geschmückten Lärche. Von der Sonne beschienen, ist diese Stelle durchaus als romantisch zu beschreiben.

 

In dunkler Nacht aber sollen Hexen um die Lärche herum ihre „wilden“ Tänze aufführen, weshalb der Ort den Namen “Hexenbödele” erhielt.

 

Die Sage berichtet auch von einem Bauernknecht, der aufgrund einer Wette einmal gewagt hat, das Hexenbödele zur Mitternacht aufzusuchen. Der Mann soll nicht wieder nach Hause gekommen sein. Er sei von Hexen getötet worden.

 

Alljährlich gehen in der Walpurgisnacht Hexen besenreitend auf den Brocken (im Harz) zum Hexentanzplatz. Die kleinen Hexen mit ihren Besen kann man dort heute in den Souvenirgeschäften kaufen.


Mit diesen „unheimlichen Besen“ haben wir uns etwas näher beschäftigt.

 

Mein Vater ist nach dem letzten Krieg beruflich sehr viel durch Wälder gewandert und hat dabei so manchen Hexenbesen in den Waldkiefern der Lüneburger Heide gefunden. Er hat sie durch Veredlung vermehrt und fand heraus, dass diese veredelten Pflanzen in Wuchs und Gestalt den Hexenbesen sehr ähnlich waren. Vor allem blieben die Pflanzen klein und verdienten die Bezeichnung „Zwergkoniferen“.

 

In den Baumschulen waren Pflanzen dieser Art damals noch weitgehend unbekannt. Zwergkoniferen aus Hexenbesen gibt es erst seit etwa 100 Jahren. Zuerst erwähnt,  ist wohl die Form Pinus sylvestris ‘Beauvronensis’, 1874 zuerst beschrieben und veredelt.

 

Beißner führt 1909 im DDG-Jahrbuch, Seite 198 die Entstehung eines Hexenbesens in einer von ihm gefundenen Fichte auf einen Unfall des Wipfels zurück. Ab 1927 finden sich dann einige weitere Veröffentlichungen über Hexenbesen.

 

Zwergkoniferen, aus Sämlingen entstanden:

 

Wie schon erwähnt, können Zwergkoniferen auch aus Sämlingen entstehen. Allerdings findet man solch einen kleinen Zwerg nur sehr selten im Sämlingsbeet oder in der Natur.

 

1958 fand mein Vater ein besonders schön benadeltes und etwas raschwüchsiges Exemplar von Abies concolor var. lowiana in einem Beet mit Sämlingspflanzen, die aus importierter, amerikanischer Saat hervorgegangen waren.  

 

Eine andere Pflanze dieser Herkunft erhielt den Namen Abies concolor var. lowiana ‚Horstmann Igel‘, weil sie besonders klein, schwachwüchsig und buschig war und sich als schöne Zwergform herausstellte. Beide Pflanzen (aus derselben Herkunft) standen bis vor 5 Jahren in unserer Sammlung, keine zwanzig Meter von einander entfernt. Die starkwüchsige Pflanze hatte bereits etwa 20 m Höhe und einen Stammumfang von 1,50 m. Die kleinere Pflanze dagegen war 30 cm hoch und einen Stammumfang von nur 20 cm.

 

Die Formenvielfalt in der Natur ist unendlich groß. Die Aussaat von Abies pinsapo ‚Kelleriis‘ ergab ca. 100 Sämlingspflanzen. Drei der entstandenen Pflanzen waren kleine Zwergformen.

 

Die Wahrscheinlichkeit, derartige Wuchsformen durch Aussaat zu gewinnen, ist besonders groß, wenn die Samen in einem Garten mit großer Artenvielfalt geerntet werden, z. B. in einem größeren Privatgarten, in einer öffentlichen Parkanlage oder in einem botanischen Garten.

 

Hier besteht die Möglichkeit, dass sich die Pflanzen unterschiedlicher Wuchsformen oder mit unterschiedlicher Benadelung kreuzen (durch Insekten, wie Hummeln, Bienen oder Windbestäubung).


Wenn es beispielsweise zu einer Kreuzung zwischen einer Zwergtanne und einer blaubenadelten, starkwüchsigen Tanne kommt, sind unter den Sämlingspflanzen unter Umständen auch ein paar blaubenadelte Zwergformen.

 

Mit Überzüchtung hat dieses nichts zu tun! Vielmehr sind die vielfältigen Erscheinungsformen auch bei Koniferen Ergebnisse der von Mendel beschriebenen Vererbung.

 

Was ist eine Rückmutation?

 

In unserer Sammlung steht unter anderem eine Schlangenfichte, die wir im Wald gefunden haben. Vor ca. 15 Jahren, ist an dieser Pflanze eine Rückmutation entstanden. Aus einem ihrer Seitenzweige wächst ein normal-wüchsiger Fichtenzweig. Wir bezeichnen dieses als Rückmutation.

 

Rückmutationen finden sich häufig in der bekannten Zuckerhutfichte Picea glauca ‚Conica‘, aber auch in der Picea glauca ‚Echiniformis‘ ist sie des Öfteren zu entdecken. In Recklinghausen (Sammlung Eschrich) befindet sich eine Tsuga canadensis ‚Coles Prostate‘ mit einer Rückmutation. Bei echten Hexenbesen sind Rückmutationen aber eher selten.

 

 

Die Verwendung von Zwergkoniferen

 

Zwergkoniferen haben sehr unterschiedliche Wuchsformen. Von sehr schwachwüchsigen bis verhältnismäßig starkwüchsigen und kompakten Pflanzen gibt es jeden Übergang. 

Unsere Pflanzenbeschreibungen in Katalogen und Internetshop enthalten in der Regel auch Aussagen zum Wuchs (z. B. Angaben zur Größe der Pflanze in 10 Jahren), um die richtige Standortwahl zu ermöglichen.

 

Naturgemäß eignen sich Zwergkoniferen für kleine Gärten besonders gut. Und selbst wenn diese in unseren Katalogen / Internetshop als (relativ) starkwüchsig beschrieben werden, unterscheiden sie sich von normalwüchsigen Pflanzen deutlich durch ihrer besonderen Kleinheit.

 

Es liegt auf der Hand, dass bei Zwergkoniferen die Gefahr des Schattenwurfs und damit unter Umständen verbundener Konflikte (z. B. mit Nachbarn) nicht relevant ist. So betrachtet, kann man davon ausgehen, dass Zwergkoniferen „länger leben“, als normalwüchsige Pflanzen, weil nicht (jedenfalls nicht aus vor genanntem Grund) zur Säge gegriffen werden muss.

 

Für Gärtner, die – wie wir – darauf angewiesen sind, Pflanzen zu verkaufen, sind Zwergkoniferen und Kleinstgehölze daher wegen der fehlenden Notwendigkeit einer Ersatzbeschaffung (siehe oben) ökonomisch nur sehr bedingt von Interesse. Dieses dürfte unter Umständen auch der einzige Nachteil dieser ansonsten liebenswerten Pflanzen sein.


Liebhaber sehr kleiner Hexenbesen sind in der Regel leidenschaftliche Pflanzensammler und gelegentlich auch Besitzer besonders kleiner Gärten. Ihnen bietet sich eine große Auswahl unterschiedlichster Zwerggehölze.

 

Zwerg­ko­ni­fe­ren sind viel­sei­tig ei­nsetz­bar, denn sie sind schon von Natur aus sehr ge­nüg­sam und be­nö­ti­gen nur einen ge­rin­gen Pfle­ge­auf­wand. Der Schnitt fällt ge­ne­rell ganz weg, da die Zwer­ge ku­ge­lig oder bi­zarr wach­sen.

Alte Tröge, Stein­ge­fä­ße oder sons­ti­ge rus­ti­ka­le Ge­fä­ße sind op­ti­mal, um sie mit den lieb­li­chen Zwerg­ko­ni­fe­ren zu fül­len. Im Zu­sam­men­spiel mit ver­schie­de­nen Stau­den (z. B. Hosta, Sem­per­vi­vum, Cy­cla­men) bil­den sie eine hüb­sche Kom­bi­na­ti­on aus Im­mer­grü­nem und Blüte.

 

Zusammen mit Steinen unterschiedlicher Größe, kleinen Wasserläufen und kleinwüchsigen Stauden lassen sich Miniaturlandschaften gestalten, die der Kreativität ihrer „Bauherren“ keine Grenzen setzen.

 

Ein idealer Standort für Zwergkoniferen ist der Steingarten. Hier gibt es keine Staunässe, ein Umstand, der für alle diese kleinen Pflanzen sehr wichtig ist.

 

Um Fäulnisschäden an den Pflanzen zu vermeiden, sollte man notfalls noch zusätzlich eine Drainage einbauen. Mittels Erdbohrer gräbt man senkrechte Löcher in das Erdreich und befüllt diese mit großkörnigem Kies.

 

Auch für Zwergstauden ist eine Drainage vorteilhaft. Das Wasser sollte – wie im Gebirge – fließen, keinesfalls stehen.

 

Alle Zwergkoniferen bevorzugen darüberhinaus einen nicht zu sauren Boden.

Auf keinen Fall sollte der Boden mit Torfmull verfüllt werden. Vorteilhafter wäre, der Pflanzerde etwas Kalkschotter oder Kalktuff beizumischen.

Hinsichtlich Exposition und Besonnung ist zu beachten, dass die Ansprüche der Pflanzen sehr unterschiedlich sind.

 

Kiefern-Arten und alle Juniperus bevorzugen sonnige, warme Standorte.

 

Tsuga, Cryptomeria, Taxus und Chamaecyparis obtusa lieben ebenfalls die wärmere Süd- seite, sind jedoch für Schatten dankbar.

 

Bei Fichten und Tannen besteht im Frühjahr während des Austriebs bei zu starker Besonnung die Gefahr von Frostschäden. Im Winter sollte man die empfindlichen Pflanzen daher mit ein paar Zweigen oder einem kleinen Netz abdecken, um diese vor der Wintersonne zu schützen. Zu viel Sonne ist im Winter immer gefährlich, obwohl die meisten Zwergkoniferen sehr winterhart sind.

 

Zwergkoniferen lassen sich auch sehr gut zur Trogbepflanzung verwenden, in Stein- bzw. Kunststofftrögen oder in sonstigen Gefäßen.

 

Sehr wichtig ist aber auch hier, dass keine Staunässe entsteht und, dass das Wasser abfließen kann. Staunässe ist – wie bereits beschrieben – für ein gedeihliches Wachstum der Pflanzen in höchstem Maße abträglich.

Vermehrung

 

Die Vermehrung findet bei uns im Betrieb statt, Uwe ist unser Meister der Veredelung und freut sich im Winter auf diese angenehme Arbeit. Dazu gehören nicht nur eine ruhige Hand und ein scharfes Messer, sondern auch der exakte Schnitt sowie die richtige Stammdicke der Unterlage. Nur so können die Kambiumschichten miteinander verwachsen. Um überhaupt den Schnitt an dem Edelreis mach zu können, schneidet Sonja fleßig die unteren Nadeln mit einer scharfen Schere ab.

Gestaltungsideen mit Zwergkoniferen

Zwerg­ko­ni­fe­ren sind viel­sei­tig ei­nsetz­bar, denn sie sind schon von Natur aus sehr ge­nüg­sam und be­nö­ti­gen nur einen ge­rin­gen Pfle­ge­auf­wand. Der Schnitt fällt ge­ne­rell ganz weg, da die Zwer­ge ku­ge­lig oder bi­zarr wach­sen.

Alte Tröge, Stein­ge­fä­ße oder sons­ti­ge rus­ti­ka­le Ge­fä­ße sind op­ti­mal, um sie mit den lieb­li­chen Zwerg­ko­ni­fe­ren zu fül­len. Im Zu­sam­men­spiel mit ver­schie­de­nen Stau­den (z. B. Hosta, Sem­per­vi­vum, Cy­cla­men) bil­den sie eine hüb­sche Kom­bi­na­ti­on aus Im­mer­grü­nem und Blüte. Wer etwas mehr Platz im Gar­ten hat, kann sich auch an einem Stein­gar­ten ver­su­chen: Ver­schie­dene große Stei­ne ne­ben­ein­an­der legen und zu einem Beet for­men. An­schlie­ßend mit Erde be­fül­len und eine wei­te­re Etage mit Stei­ne legen, so­dass die ver­schie­de­nen Eta­gen mit Zwerg­ko­ni­fe­ren, lang­sam wach­se­nden Ge­höl­zen und Stau­den be­pflanzt wer­den kön­nen.

Aus unserer Schmiede